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Hausärztliche Expertise auf dem NLV-Digitaltag

 |  Aktuelles vom Verband
Die Organisatorinnen um NLV-Präsidentin Frau Brunkhorst übergeben das Wort an Frau Dr. Kristina Spöhrer. (Screenshots: Julia Gardlo / NLV)

Am 12. Juni lud der Niedersächsische LandFrauenverband (NLV) im Rahmen des Digitaltages zu einer Online-Veranstaltung zum Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen ein. Nach einem kurzen Grußwort von Landesgesundheitsminister Dr. Philippi referierte die Sprecherin der AG Digitales im Hausärzteverband, Dr. Kristina Spöhrer, über den aktuellen Stand der IT in den Arztpraxen und zeigte digitale und analoge Lösungsmöglichkeiten auf, um dem drohenden Hausärztemangel etwas entgegenzuwirken.

Neben den Gastgeberinnen, NLV-Präsidentin Elisabeth Brunkhorst und der Vizepräsidentin Süd Marita Eschenhorst, fanden sich trotz des sommerlichen Wetters zahlreiche interessierte „Landfrauen“ vor ihren Bildschirmen ein, um der Veranstaltung beizuwohnen.

Nach einer kurzen Begrüßung durch die Organisatorinnen richtete Landesgesundheitsminister Dr. Andreas Philippi ein Grußwort an die Anwesenden. Er betonte insbesondere die Chancen der Digitalisierung in Zeiten knapper werdender personeller Ressourcen für die Gesundheitsversorgung.

Anschließend ergriff Dr. Kristina Spöhrer das Wort und berichtete in einem kurzweiligen Vortrag direkt aus dem – mal mehr, mal weniger digitalen – Praxisalltag. Natürlich könne der Hausärztemangel nicht allein mit digitalen Hilfsmitteln bekämpft werden. Es brauche vor allem mehr Hausärztinnen und Hausärzte, aber auch Fachkräfte wie Medizinische Fachangestellte, die mittlerweile ebenfalls Mangelware seien. Um dem drohenden Engpass zu begegnen, gäbe es zwar gute Konzepte wie den Masterplan Medizinstudium 2020, der bereits 2017 beschlossen wurde. Er wartet jedoch seither auf seine politische Umsetzung.

Darüber hinaus machte die stellvertretende Landesvorsitzende des Hausärzteverbandes Niedersachsen, Dr. Spöhrer, deutlich, dass es bei der Digitalisierung in den Hausarztpraxen noch einige Probleme gebe. So dauere es bei der Ausstellung einer elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) derzeit oft zehn Sekunden und länger, bis das System eine erfolgreiche Übermittlung an die Krankenkasse anzeigt. Ein Ausdruck würde nur zwei Sekunden benötigen. „Wir erleben leider oft, dass Lösungen, die nicht mit uns in der Praxis gemeinsam entwickelt werden, nicht die erhofften und angekündigten Erleichterungen bringen“, so die Hausärztin aus Winsen an der Luhe.

Auch die elektronische Patientenakte (ePA) sei in der Fläche noch nicht angekommen. Das liege insbesondere daran, dass der Mehrwert für Patient und Hausarztpraxis kaum vorhanden sei. „In der derzeitigen Form gleicht die ePA einer reinen PDF-Dokumentensammlung“, berichtet Dr. Spöhrer aus ihrer Erfahrung. „Zudem ist es für mich in der Praxis im Moment immer noch sehr zeitaufwändig, ein Dokument aus der ePA über die Telematikinfrastruktur abzurufen. Auch für das Befüllen sitzen unsere Mitarbeitenden und wir gut und gerne mehr als eine halbe Stunde pro Patient vor dem Bildschirm – Zeit, die am Ende für andere Patientinnen und Patienten fehlt!“

Verweigern will sie sich der Digitalisierung dennoch nicht. „Richtig eingesetzt und von der Praxis her gedacht, bietet sie definitiv Chancen“, lautet das Fazit der Sprecherin der AG Digitales im Deutschen Hausärzteverband. Um den Prozess proaktiv zu begleiten und eine sinnvolle Digitalisierung zu erreichen, hat die AG ein Konzeptpapier erarbeitet. Es kann hier heruntergeladen werden.

Eine lebhafte Fragerunde aus dem Kreis der Landfrauen zur Versorgungssituation abseits der Ballungsräume rundete die Veranstaltung ab.